Die Edertalsperre, etwa 35 km südlich von Kassel gelegen, wurde 1908 bis 1914 errichtet. Die eigentlich geplante Einweihungsfeier fiel dem gerade begonnenen ersten Weltkrieg zum Opfer. Etwa 900 Menschen aus den Dörfern Asel, Berich und Bringhausen mußten ihre Wohnstätten verlassen und wurden in höhere Lagen umgesiedelt. Dieses sogenannte Edersee-Atlantis
ist heute eine beliebte Touristenattraktion, wenn – zumeist im Herbst – der Wasserstand des Edersees stark absinkt. Der Pegel bei Vollstau liegt bei 244,97 m über NN. Wenn er um ca. 10 m absinkt, kommt die Aseler Brücke zum Vorschein, was keine Seltenheit ist. Bei entsprechendem Niedrigwasser ist sie noch begehbar. Das ist möglich, weil die Ruinen im Edersee denkmalpflegerisch betreut und instand gehalten werden. Generell ist das Betreten trockengefallener Gewässer lebensgefährlich, weil man im Untergrund einsinken kann oder sonst überflutete Bauten einstürzen könnten. Von der Dürre im Sommer und Herbst 2018 existieren unzählige solcher Warnungen im Netz. Für touristische Planungen am Edersee gibt es eine interaktive Karte, die die jeweils sichtbaren Ruinen anhand des täglich gemeldeten Pegels farblich hervorhebt.
Nur gelegentlich ist ein Modell der Edertalsperre im Maßstab 1:40 bei der Bericher Hütte zu sehen. Daß man es trockenen Fußes erreichen kann, kommt nur selten vor. 2018 war es dann wieder soweit. Seine Sohle liegt auf 219,90 m über NN, also über 25 m unter Vollstau. Von dem weit höher gelegenen Dorf Berich (ca. 232 m über NN) ist es ein ganzes Stück entfernt.
Am sechsten November bei einem Wasserstand von 218,10 m über NN nahm ich es in Augenschein. Ein paar Tage vorher war der Pegel sogar noch etwas niedriger und man hätte die Fahrbahn der Brücke über die Werbe von Scheidt zur Bericher Hütte sehen können. Hier wurde von 1755 bis 1875 Eisenerz aus Adorf verhüttet. Die Hütte war also schon zum Zeitpunkt des Baus der Edertalsperre eine Ruine.
Unterhalb der Hütte an der Werbe, deren Bachbett völlig verlandet und damit nicht mehr im Gelände sichtbar ist, wurde ein Modell der Sperrmauer im Maßstab 1:40 erbaut. Wann genau das geschah, ist nicht bekannt, aber es muß in einem sehr frühen Planungsstadium gewesen sein, weswegen meist 1907, also das Jahr vor dem tatsächlichen Baubeginn, angegeben wird. Zwei zeitgenössische Fotos zeigen, wie Wasser aus großen Holzbecken durch das Modell geleitet wird.
Ärgerlicherweise war das Modell kurz zuvor absichtlich beschädigt worden. Generell ist die Erhaltung der Ruinen schwierig, weil das Wasser den Mörtel aufweicht. Zudem klettern die Besucher auf die Bauwerke drauf. Das kann man auch gut in meiner Bildergalerie sehen. Und schließlich könnte das Modell auch schweren Schaden nehmen, wenn Eis auf ihm lastet.
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