Es ist mittlerweile über ein Jahr ins Land gegangen, seit der letzte Artikel auf meiner Homepage erschienen ist. Hauptgrund dafür war die Einrichtung einer neuen Webseite als Gemeinschaftsblog der Schachabteilung des ESV Rot-Weiß Göttingen, wo ich auch der häufigste Autor bin. Da WordPress neu für mich war, ging dabei sehr viel Zeit drauf, weil ich das System überhaupt erstmal erlernen mußte. Einen Vereinsblog als Mehrbenutzersystem einzurichten, ist sehr viel aufwendiger als sich nur einen privaten Blog hinzustellen.
Als ich vor nunmehr sieben Jahren meine erste größere Homepage aufgesetzt habe, war ich verrückt genug, mein eigenes Content Management System (CMS) zu programmieren. Das hatte damit zu tun, daß die Webseite nie als bloßes Kommunikationsinstrument gedacht war, sondern immer auch als Experimentallabor, um die sich rasant entwickelnden Technologien des Internets zu erlernen (HTML 5, CSS 3, JavaScript und das bis dahin für mich unbekannte PHP). Das hat auch gut geklappt. Allerdings stand der Aufwand für die Pflege des selbstgebauten CMS nie in einem sinnvollen Verhältnis zu dem Output von nur ca. 170 Artikeln, die dort erschienen sind, von denen eine Reihe auch noch bloße Testseiten waren.
Mittlerweile hat sich meine Motivation völlig geändert. Zum einen beherrsche ich die oben genannten technischen Grundlagen mittlerweile recht gut. Zum anderen hat sich meine Art der Konsumption von Onlinemedien fundamental verändert. Meine Vorstellungen kamen ursprünglich von der Drucktypographie, insbesondere mit LaTeΧ, die mit den häufig ziemlich konträren Erfordernissen der Webtypographie vermengt werden sollten. Im Grunde wollte ich eine Fachzeitschrift für meine Forschungen zur Geschichte der Gesellschaftsspiele schaffen. Hinzu kam, daß die Browser damals wesentlich divergenter waren als heute. Viel Zeit mußte man mit Browserweichen für die Internet Explorer von Microsoft verbringen, die wesentlich von den Standards des WWW abwichen. Zudem steckten HTML 5 und CSS 3 in den Kinderschuhen. Vieles lag als Entwurf vor, war aber noch nicht implementiert – und wenn, dann nicht überall. Die Lösung war, die Texte in XML zu schreiben und per XSLT nach HTML zu konvertieren. Dadurch konnten sie mit der technischen Entwicklung mitwachsen. Das war damals eine gute Idee, ist mittlerweile aber nicht mehr so notwendig, wo wir weniger HTML-Renderer haben, die auch kaum noch zu Eigenmächtigkeiten neigen. Allerdings dauert das Schreiben von XML-konformen Fließtext signifikant länger als HTML mit den Editoren von WordPress. Dazu habe ich zu meiner eigenen Überraschung auch Zugang zu wissenschaftlichen Fachzeitschriften bekommen. Meine wesentlichen Forschungen würde ich gar nicht mehr auf meiner eigenen Internetseite veröffentlichen. Jetzt brauche ich eher ein System, daß Beiläufiges in akzeptabler Geschwindigkeit publiziert.
Das größte Defizit aber war, daß mein eigenes CMS nicht für die Aufnahme von größeren Mengen Fotos gedacht war. Hätte ich mit ihm weiter gemacht, hätte ich ihm eine Mediathek und eine Bildergalerie spendieren müssen. Dazu hat auch einiges nicht mehr funktioniert. Warum das Hauptmenü seinen Dienst eingestellt hat, ist mir ein Rätsel? Da die gesamte Domain sehr viel JavaScript enthielt, das in WordPress nicht mehr auf dieselbe Weise geladen werden konnte, war die Umstellung sehr aufwendig. Falls etwas nicht funktioniert, scheut Euch bitte nicht, es in die Kommentare zu schreiben. Mir werden einige Dinge sehr fehlen. Vor allem die Unterstützung von Mehrsprachigkeit, die in WordPress überhaupt nicht vorgesehen ist und nur durch Plugins nachgerüstet werden kann, die tief in das System eingreifen und deshalb dessen Zukunftsfähigkeit gefährden. Im Ergebnis mußte ich die Serviceteile der Oberfläche in Englisch halten, obwohl wahrscheinlich weiterhin mehr deutsche Texte erscheinen werden. Die meisten meiner Besucher sind aber nicht deutscher Muttersprache, weil die beiden Seiten, die ca. zwei Drittel meiner Besucher anziehen (der Regex-Tester und der PGN-Betrachter) auf Englisch sind.
So halten sich Wehmut über das Abschalten meines alten CMS und die Freude über das Neugeschaffene ungefähr die Waage.
Leave a Reply