Schwindet das Interesse an Archäologie?

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In Archaeologik, dem prominentesten Archäologieblog deutscher Zunge, hat Rainer Schreg eine Google Trends entnommene Statistik für die Suchbegriffe Archäologie und archaeology publiziert, die eine sinkende Popularität ausweisen, insbesondere in den Jahren 2004 bis 2007. Der Titel seines Posts lautet dann auch Schwindendes Interesse an Archäologie? – glücklicherweise mit Fragezeichen. Ich vermute eigentlich eher ein verändertes Nutzerverhalten dahinter, bei dem sich die Überwachung von Nachrichtenflüssen von Suchmaschinen auf gestreamte (chronologisch ordnende) Formate, also Soziale Netzwerke und Syndikation (vulgo Feeds) verlagert. Um diese Vermutung auf die Schnelle zu illustrieren, habe ich diese Trends einmal mit den Suchbegriffen Bundeskanzler und Regex abgeglichen. Bundeskanzler ist ein häufiger Nachrichtenbegriff, wohingegen Regex, eine Kurzform für regulärer Ausdruck, in Nachrichten kaum vorkommt. Andererseits verbirgt sich dahinter ein nichttriviale Technik, die auch bei erfahreneren Programmierern immer wieder Beratungsbedarf auslöst und dementsprechend suchrelevant sein sollte. Natürlich weiß ich, daß das nur Kasuistik ist. Es geht mir nur darum, zu zeigen, welche Kontrollvariablen bei einer systematischen Untersuchung ins Auge zu fassen wären.

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Häufigkeit von Suchbegriffen in Google über die Zeit. Blau Archäologie, rot archaeology, gelb Bundeskanzler, grün Regex. (Quelle: Google Trends)

Die Grafik zeigt das erwartete Resultat: Der Nachrichtenbegriff Bundeskanzler folgt dem Trend für die Archäologiebegriffe, der Beratungsbegriff Regex hingegen zeigt einen geringfügig gegenläufigen Trend. Auch aus der Nutzeranalyse der von mir betreuten Webseiten weiß ich, daß suchmaschineninduzierte Zugriffe beratungsorientierte Angebote bevorzugen und zumeist auch nur eine Seite betrachten. Nutzer, die auf den Angeboten länger umherschweifen, kommen in der Regel über Kanäle, wo der Autor zumindest namentlich bekannt sein dürfte oder eine organisatorische Nähe besteht.

Die starken Verluste zu Beginn der Aufzeichnungen korrespondieren mit der Gründung sozialer Netzwerke (Facebook 2004, Twitter 2006) und der Publikation von Blogsoftware mit Syndikationsfunktion (Twoday.net 2003, WordPress 2004). In der 2005 eingereichten Dissertation von Stefanie Samida über Archäologie im Internet kommen die Begriffe Soziales Netzwerk und Blog überhaupt nicht vor.1

Nochmal: ich weiß, daß das hier nur Kasuistik ist. Dennoch finde ich es etwas unglücklich, daß das (ansonsten zu Recht) meistgelesene deutsche Archäologieblog ein schwindendes Interesse an Archäologie aufgrund einer völlig unkontrollierten Statistik suggeriert.


Anmerkungen

1Stefanie Samida: Wissenschaftskommunikation im Internet. Neue Medien in der Archäologie (Internet Research 26). München: Verlag Reinhard Fischer 2006, 262 S. ISBN 9783889274045 [Diss. Tübingen 2005].

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