Einleitung
Beim Entwickeln von Webseiten habe ich im Laufe der Zeit zahlreiche Browser durchprobiert, so daß ich schließlich eine Übersicht für mich selbst brauchte, die insbesondere Fundstellen für Windows-Installer enthält. Microsoft unterhielt nach jahrelangen wettbewerbsrechtlichen Auseinandersetzungen die Webseite BrowserChoice.eu, da die Bündelung von Windows und Internet Explorer nach Ansicht der EU den Markt verzerrte. Es gibt aber noch wesentlich mehr Browser, als dort je aufgeführt waren. Mittlerweile haben sich diese Auseinandersetzungen erledigt.
Ich habe nur solche Browser aufgenommen, für die es Windows-Installer gibt. Vermittels Emulatoren oder Virtuellen Maschinen kann man auch Browser anderer Betriebssysteme unter Windows laufen lassen, aber das dürfte nur sehr speziellen Interessen dienen. Weggefallen sind auch Browser, die man selbst kompilieren müßte. Meiner Erfahrung nach ist die Update-Frequenz bei kleineren Browsern sehr langsam, was Fragen hinsichtlich der immer wieder notwendigen Sicherheitspatches aufwirft. Andererseits sind manche kleine Browser gut für leistungsschwache, mobile Geräte geeignet, weil sie wenig Strom verbrauchen und daher den Akku schonen.
Daß Microsoft selbst empfielt, nur mit einem Konto ohne Administratorrechte zu surfen, wissen sie hoffentlich!
Die einzelnen Browser in alphabetischer Reihenfolge
360 Secure Browser
Der 360 Secure Browser der Firma Qihoo soll der meistgenutzte Browser in China sein, allerdings wird berichtet, daß der Browser an Malware gemahnende Vorkehrungen gegen Deinstallation treffen würde. Mir ist daraufhin jedwede Lust vergangen, ihn selbst auszuprobieren.
Amaya
Amaya ist ein Webbrowser und -editor des W3C, in dem Techniken zu experimentellen Zwecken häufig sehr früh implementiert werden. Leider existieren nur Kompilate bis höchstens Windows XP. Auf Windows 7 und Windows 10 läuft er nur sehr schlecht.
Avant Browser
Der von mir sehr geschätzte Avant Browser integriert alle drei wesentlichen Rendering-Engines Trident (Internet Explorer), Gecko (Firefox) und Blink (Chrome, Opera), zwischen denen man umschalten kann. Außerdem hat er einen Adblocker und einen Video-Downloader integriert, was die Problematik vieler kleiner Browser, daß es nämlich wenig Plugins gibt, deutlich mindert.
Comodo Dragon
Comodo Dragon ist ein Fork von Google’s Chromium-Projekt, das mit zahlreichen Sicherheitsfeatures ausgestattet worden sein soll. Leider geizt der Anbieter ziemlich mit Informationen, was in Sicherheitsfragen reichlich merkwürdig ist.
Es gibt auch einen Firefox-Fork unter dem Titel Comodo Icedragon.
Dillo
Dillo ist ein Multiplattformbrowser. Die Windows-Portierung ist aber als eingestellt markiert.
Firefox
Laut Browser-Statistik.de der populärste Browser in Deutschland. Unverzichtbar, wenn man selbst Webseiten erstellt, ist die Firefox Developer Edition, die zahlreiche Entwicklerwerkzeuge integriert, die man in der Normalversion erst als Plugins installieren müßte.
Flock
Flock war ein Browser auf Firefox-Basis, ist aber 2011 eingestellt, was man ihm auch ansieht. Es gibt noch funktionierende Downloadseiten.
Google Chrome
Zu Google Chrome muß man sicher nicht viel sagen. Wer Datenschutzbedenken hat, aber trotzdem einen Browser auf Basis der Blink-Engine wünscht, hat einige Alternativen: Avant Browser, Sleipnir, Opera, SRWare Iron, Comodo Dragon. Eine 64-Bit-Version, die es lange nur auf dem Betatesterkanal gab, ist mittlerweile stabil.
GreenBrowser
Der GreenBrowser kommt aus China und ist ein veränderter Internet Explorer. Der Server des Herstellers (Morequick) ist nicht mehr erreichbar.
Iceweasel
Iceweasel ist ein Fork von Firefox, der aus lizenzrechtlichen Gründen für das Linux-Betriebssystem Debian vorgenommen wurde. Es gibt einen Windows-Installer, der allerdings noch auf einer sehr alten Version beruht. Man kann das Portierungsprojekt wohl als eingestellt betrachten.
IETester
Der IETester ist eine Testumgebung, die das Rendering des Internet Explorer ab Version 5.5 bereitstellt, da man nicht mehrere IEs nebeneinander installieren kann. Da man ab IE 10 den Browsermodus bis IE 7 herunterschalten kann und IE 5.5 und 6 praktisch ausgestorben sind, dürften solche Hilfsmittel an Bedeutung verlieren.
Internet Explorer
Der bei Webentwicklern ziemlich verhaßte hauseigene Browser von Microsoft. Das Problem ist einerseits, daß Microsoft gerne sein eigenes Süppchen kocht. Wenn sich diese Techniken dann nicht durchsetzen – was häufig genug passiert ist – muß man viel Arbeit investieren, um Workarounds speziell für diesen einen Browser zu schreiben. Zumal die Updatezyklen bisher immer ziemlich lang waren. Beginnend mit IE 10 hält sich der Hersteller zwar wesentlich enger an die Standards, aber er hinkt technisch nicht nur hinter Firefox und Chrome hinterher, es kommt auch ein zweites Problem zum Tragen. Microsoft bietet nämlich neue Versionen nicht für alle noch Gebrauch befindlichen Windowsversionen an. So werden wir es noch jahrelang auf alten XP-Installationen mit IE 8 und auf Vista mit IE 9 zu tun haben, die moderne HTML5/CSS3-Webseiten nur durch Laden von Zusatzbibliotheken wie CSS3 PIE halbwegs ordentlich darstellen können – vorausgesetzt, der Seitenbetreiber hat diese mit einigem Aufwand integriert. Zudem lassen sich nicht mehrere IEs nebeneinander installieren, was das Testen erschwert. Immerhin kann man seit Version 10 bis zu Version 7 herunterschalten.
Mit Windows 10 wurde diese Produktlinie aufgegeben und durch Microsoft Edge ersetzt. Mittlerweile wird nur noch die letzte Version (11) mit Patches versorgt.
K-Meleon
K-Meleon ist ein kleines Projekt auf der Grundlage von Firefox.
Konqueror
Konqueror ist sowohl ein Browser als auch ein Dateimanager des Linux-Fenstermanagers KDE. Über das Projekt KDE for Windows, das eine Reihe von KDE-Programmen für Windows bereit stellt, kann er auch hier installiert werden. Allerdings handelt es sich letztlich um einen veralteten WebKit-Browser.
Kylo
Kylo ist ein Browser für hochauflösende Displays wie HD-Fernseher und basiert auf der Gecko-Engine (Firefox). So sind die Bedienelemente sehr groß, damit man sie auch mit einer Fernbedienung ansteuern kann incl. einer Bildschirmtastatur.
Links
Die Besonderheit von Links ist ein Textbrowser wie der homophone Lynx. Erfreulicherweise beherrscht auch die Windows-Version sichere Verbindungen mit TLS.
Lunascape
Die Besonderheit von Lunascape besteht darin, daß man zwischen drei verschiedenen Rendering-Engines für jedes Tab einzeln wählen und diese auch im Betrieb umschalten kann: WebKit (Chrome, Safari), Gecko (Firefox) und Trident (Internet Explorer).
Lynx
Lynx ist ein reiner Textbrowser aus der Linuxwelt. Er hat keine graphische Oberfläche, sondern zeigt den Text einer Seite auf der Kommandozeile (Shell) an. Interessant ist er vor allem für Webseitenbetreiber, da man gewissermaßen mit ihm die Perspektive von Suchmaschinen einnehmen kann, die CSS, Graphiken und vor allem JavaScript wesentlich schlechter analysieren können als reinen Text. Deshalb gibt es die Empfehlung, darauf zu achten, daß Webseiten mit Lynx gut lesbar sind. Unter Windows muß man aber Abstriche bei Unicode-Zeichen machen, denn im Gegensatz zur UNIX-Shell ist die Unicode-Unterstützung des DOS-Fensters schlecht und wird von der Windows-Version offenbar nicht genutzt.
Kompilationen für Windows findet man an einigen Stellen im Netz, ebenso wie Berichte über Probleme bei der Installation, insbesondere wenn es um TLS-Unterstützuung geht. Anstatt sich Lynx direkt zu installieren, bieten sich zwei einfachere Umwege an:
- Cygwin bringt die UNIX bash (= Kommandozeile bzw. DOS-Shell) zu Windows und damit auch eine ganze Reihe Konsolenwerkzeuge. Darunter eben auch Lynx incl. TLS-Unterstützung.
- Windows 10 enthält in der 64bit-Variante das Windows Subsystem for Linux. Wenn man das, wie in dem verlinkten Dokument beschrieben, aktiviert, kann man sich die Linux-Distributionen Ubuntu oder openSUSE kostenlos aus dem Microsoft Store installieren und hat dann ebenfalls deren Konsolenwerkzeuge zur Verfügung. Lynx war bei mir zwar nicht vorinstalliert, ließ sich aber problemos über die Ubuntu-Paketverwalting aufspielen:$ sudo apt-get install lynx
Maxthon Browser
Der Maxthon Browser war ursprünglich ein erweiterter Internet Explorer, basiert aber mittlerweile auf WebKit und ist auch auf Deutsch verfügbar.
Microsoft Edge
Microsoft Edge ist eine neue Produktlinie, die mit Windows 10 eingeführt wurde und den Internet Explorer ersetzen soll, wofür sogar eine neue Rendering-Maschine gebaut wurde (EdgeHTML). Allerdings ist er zur Zeit noch so unvollständig, daß immer noch auf den IE 11 als Fallback zurückgegriffen werden muß. Einige proprietäre Microsoft-Technologien wie ActiveX und Browser Helper Objects werden nicht mehr unterstützt.
Midori
Midori ist ein WebKit-Browser, der speziell im Hinblick auf leistungsschwache Geräte entwickelt worden ist.
Netscape Navigator
Ja, den Netscape Navigator als führenden Browser des letzten Jahrtausends gibt es auch noch – allerding in einer final version (9.0.0.6) aus dem Jahre 2008. Die Vorgängerversion war 4.0.8 und stammt aus 1998.
Off By One Web Browser
Der Off By One Web Browser ist extrem klein (nur 1,2 MB). Allerdings stammt die letzte Version (V3.5.d) von 2006. Er kann moderne Seiten kaum noch vernünftig darstellen.
Opera
Nachdem Opera bis zur Version 12 seine eigene Rendering-Engine Presto entwickelte, ist man mit einem kräftigen Versionssprung zu 15 dann dazu übergegangen, Googles Blink-Engine zu verwenden. Die Operagemeinde war von dem Wechsel ziemlich ernüchtert, weil zahlreiche Charakteristika des alten Modells wegfielen, aber so langsam bessert der Hersteller nach. Opera ist vor allem dann eine Alternative, wenn man Chrome nicht benutzen möchte, weil man Google in Datenschutzbelangen mißtraut, aber einen ähnlichen Browser wünscht.
Otter Browser
Der Otter Browser ist ein Open-Source-Projekt eines Browser auf WebKit-Basis, der sich von der Funktionalität her an Opera 12 orientiert.
Pale Moon
Pale Moon ist ein Firefox-Fork, der angeblich Geschwindigkeitsvorteile liefern soll. Eine deutsche Bedienoberfläche gibt es nicht, ansonsten bemerkt man kaum einen Unterschied.
QtWeb
QtWeb ist ein Browser auf WebKit-Basis.
QupZilla
QupZilla ist ein Browser auf WebKit-Basis.
Rockmelt
Rockmelt war ein Browser-Projekt auf Basis von Chromium (Google), dessen Hauptaugenmerk auf einer Integration Sozialer Netzwerkdienste lag. Mittlerweile (2013) wurde es von Yahoo aufgekauft und die Webseite geschlossen. Einen funktionierenden Download-Link habe ich nicht mehr gefunden.
Safari
Safari ist ein WebKit-Browser von Apple für Mac OS. Ab Version 3.1 bis 5 gab es auch einen Installer für Windows, der insbesondere das Testen von Webseiten ohne Anschaffung eines Apple-Rechners erlaubte. Leider wurde ab 6 auf die Veröffentlichung der Windowsversion verzichtet. Das letzte Relaese (5.1.7) von 2012 kann man sich hier herunterladen.
Seamonkey
Seamonkey ist ein weiterer Firefox-Fork, der entstand, als die Mozilla Foundation einige kleinere Projekte einstellte und einige Entwickler diese unter einer einheitlichen Oberfläche integrieren wollten. Auch das Mailprogramm Thunderbird findet sich unter der Seamonkey-Oberfläche.
SRWare Iron
SRWare Iron ist ein Fork von Google Chrome, bei dem hauptsächlich einige Funktionen, die bedenklich im Hinblick auf den Datenschutz sind, entfernt wurden.
Sleipnir
Sleipnir ist ein hauptsächlich in Japan verbreiteter Browser, der für das Rendering wahlweise Blink oder Trident benutzt. Er ist auch in deutscher Sprache erhältlich. Persönlich gefällt mir das Design außerordentlich gut.
SlimBrowser
Der SlimBrowser ist eigentlich nur Oberflächenverblendung für den Internet Explorer, die eine Reihe von Zusatzfunktionen wie einen Werbeblocker und einen Übersetzer bereit stellt.
Sogou Explorer
Eine chinesische Suchmaschine namens Sogou hat ihren eigenen Browser Sogou Explorer entwickelt. Da anscheinend nur eine chinesische Version existiert, dürfte er für europäische Nutzer völlig uninteressant sein. Browser-Update.Org identifiziert ihn als veralteten Chrome. Da aber der Modernizr-Test auf Silbentrennung erfolgreich ist, kann das eigentlich nicht sein.
Spark
Die führende chinesische Suchmaschine Baidu hat ihren eigenen Browser auf Grundlage des Chromium-Projekts herausgebracht und ihn Spark genannt. Es existiert eine englische, aber keine deutsche Sprachversion.
T-Online Browser
Beim T-Online Browser handelt es sich ab Version 7 nunmehr um einen Firefox mit speziellen Menüs zu T-Online-Diensten. Version 6 war noch ein IE 7 und damit hoffnungslos veraltet. Der User Agent String hat einen Zusatz, so daß man ihn in den Logs erkennen kann:
Mozilla/5.0 (Windows NT 6.1; WOW64; rv:31.0) Gecko/20100101 Firefox/31.0 DT-Browser/DTB7.031.0020
Utilu IE Collection
Die Utilu IE Collection enthält fast alle Versionen des Internet Explorer von 1.0 an, wobei diese auch parallel installiert werden. Allerdings lassen sich nicht alle Versionen auf allen Betriebssystemen installieren. Dieses Paket ist sicherlich nur für Testzwecke gedacht. Da der IE ab 10 die Möglichkeit enthält, in den Modus bis IE 7 herunterzuschalten, dürfte sich dieses Konzept überlebt haben. Zudem ist das Surfen mit solchen Uraltbrowsern auch schlicht gefährlich, weil erst später entdeckte Sicherheitslücken nicht mehr gepatcht worden sind. Wer es aus Nostalgiegründen ausprobieren will, sollte nur Seiten aufrufen, in die er ein sehr hohes Vertrauen hat. Am Besten aber ganz bleiben lassen!
Vivaldi
Vivaldi soll ein Opera werden, das verlorengegangene Features von Opera 12 zurückbringt. Mittlerweile hat er die Produktionsversionen erreicht.
Waterfox
Waterfox ist eine 64-Bit-Version von Firefox, die geringfügige Geschwindigkeitsvorteile bietet. Nach einem zeitweiligen Entwicklungsstop bietet Mozilla mittlerweile aber selbst wieder ein 64 Bit-Build an.
Xombrero
Xombrero ist ein weiter Browser auf WebKit-Basis.
Yandex Browser
Der Yandex Browser stammt, wie der name schon sagt, von der führenden russischsprachigen Suchmaschine Yandex auf Basis von WebKit und dient dazu, einen Browser anbieten zu können, in dem die eigenen Dienste out of box voreingestellt sind. Diese bieten unter anderem auch einen Übersetzer. Es gibt eine deutsche Sprachversion, allerdings ist die Websuche in Yandex nach meinen Erfahrungen für deutschsprachige Nutzer zu schlecht.
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