Wir Turnierschachspieler teilen mit Veranstaltern klassischer Musik das Problem, daß Handys nachhaltige Störungen unserer Veranstaltungen hervorrufen können, wobei bei den Schachspielern noch das Betrugsproblem hinzukommt. Im Schach hat man darauf mit einer ständigen Verschärfung des Handyparagraphen reagiert. Mittlerweile ist das bloße Mitbringen bei Strafe des Partieverlusts verboten.
Eine kreative Lösung hat The Gilbert & Sullivan Very Light Opera Company in Minneapolis, MN (USA) gefunden. Dabei handelt es sich um eine ziemlich ambitionierte Amateurtheatertruppe, die ist auf die Aufführung der komischen Opern von William Gilbert und Arthur Sullivan spezialisiert ist. Man muß dazu wissen, daß Gilbert & Sullivan
in den anglophonen Ländern enorm populär sind und auch ein Publikum weit jenseits von eingefleischten Klassikhörern erreichen. Bei einer Aufführung von Iolanthe im Jahr 2004 kam es zu einem erheblichen Zwischenfall durch einen Telefonanruf im Publikum. Daraufhin kam man auf die Idee, vor jeder Vorstellung mit einem umgedichteten Song aus dem jeweiligen Stück das Publikum um das Abschalten der Handys zu bitten und hat damit wohl Erfolg. Mittlerweile liegt für elf der insgesamt dreizehn erhaltenen Opern ein solcher cell phone song vor, lediglich The Mikado und Trial by Jury fehlen noch.
Ich mußte als Mannschaftsführer dieses Jahr leider auch einen Mannschaftskameraden wegen Handyklingelns nach einigen Minuten kontumazieren – trotz Warnung. Vielleicht sollten wir Schachspieler uns auch einen Handysong über eine Melodie des Musicals Chess schaffen, um die kognitive Wirkung zu verstärken?
Ich habe die cell phone songs auf Youtube in einer Playlist zusammengestellt. Meine Favoriten sind der aus Ruddigore, denn die Ohrwurmqualitäten von My eyes are fully open merkt man wohl sogar in diesem kurzen Anriß, und außerdem der aus The Grand Duke. Die gesamte Liste dauert ca. eine Viertelstunde. Mit einem Klick auf das Menüsymbol links oben bekommt man eine Auswahlliste.
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