Im nordhessischen Korbach finden dank der beiden emsigen Schachfreunde Wolfgang Käding und Christopher Kearns sowie einiger weiterer Helfer von den Sfr. Korbach seit Jahren regelmäßig Turniere statt. Das mittlerweile renovierte Bürgerhaus mitten in der prächtigen Altstadt bietet dafür ein großzügiges Ambiente, in dem A-, B- und C-Turnier in verschiedenen Räumen stattfinden können und der Veranstalter selbst preisgünstige Verpflegung anbietet. Auch mich zog es nicht zum ersten Mal dort hin. In der ersten Runde bekam ich mit dem Serben Misa Pap gleich einen Großmeister. Im Gegensatz zu früheren Auftritten gegen solche Gegnerschaft konnte ich diesmal einen echten Kampf liefern, auch wenn das Ergebnis dann letztlich doch erwartungsgemäß ausfiel.
War ich trotz der Niederlage ob des Verlaufs recht zufrieden, stellte ich in der zweiten Runde die Partie gegen Dr. Zoltan Timar-Geng vom SC Eulenspiegel Regensburg schnell weg.
Immerhin verschaffte mir das einige Stunden Zeit, um das nur wenige Fußminuten entfernte und äußerst sehenswerte Wolfgang-Bonhage-Museum zu besuchen. Obwohl es kein festangestelltes wissenschaftliches Personal hat, macht es einen wesentlich professionelleren Eindruck als die meisten nur von Geschichtsvereinen betriebenen Museen. Insbesondere die Fossilfunde aus der Korbacher Spalte und die waldeckische Goldgewinnung (bergmännisch am Eisenberg und als Goldwäscherei an der Eder) werden in aufwendigen Installationen gewürdigt, die meines Erachtens auch mit Kindern gut besucht werden können, die sich ansonsten vor Vitrinen schnell langweilen. Auch die Stadt selbst hat eine reiche Geschichte, denn Waldeck war lange Zeit ein eigener Staat und Korbach seit dem 15. Jahrhundert Mitglied der Hanse. Seit letztem Jahr ist Hansestadt Korbach
sogar die amtliche Bezeichnung.
Zurück zum Schach: In der dritten Runde wurde es dann fast noch schlimmer. Gegen Raphael Fork von Matt Inn Dortmund hatte ich in Zeitnot die Gewinnkombination gesehen, konnte sie aber nicht ganz zu Ende berechnen und ließ mich daher auf eine Stellungswiederholung ein.
Nach diesem veritablen Fehlstart wurde mit mit Thomas Körber von den SF Bad Emstal 1993 ein Bekannter noch aus meiner Jugendzeit zugelost. Die Partie verlief einseitiger zu meinen Gunsten als frühere Begegnungen.
Der junge Jale Mieck vom SK Doppelbauer Kiel kannte sich anscheinend gut mit der von mir gewählten Eröffnung aus und erreichte mit schnellem Spiel eine ziemliche Druckstellung, die er dann auch verwerten konnte, obwohl er die erste Chance ausließ.
Mit nur 1½/5 gegen nicht einmal sonderlich starke Gegner war meine Stimmung nahe am Gefrierpunkt. Aber zu meinen Stärken gehört es sicherlich, mich auch dann noch zusammenreißen zu können. Es ist wahrlich nicht das erste Mal gewesen, daß ich ein schwaches Turnier mit zwei Siegen am letzten Tag einigermaßen rettete. Gegen Michael Schera von Caissa Schwarzenbach aus dem Saarland fiel mir das verhältnismäßig leicht, da er nach einer etwas passiven Aufstellung in der Eröffnung keinen adäquaten Plan fand und sich ziemlich widerstandslos zusammenschieben ließ.
Dann wurde ich gegen die 19jährige Niederländerin Angelique Osinga von der Schaakvereniging Charlois Europoort aus Rotterdam hochgelost. Sie hatte ein sehr starkes Turnier gespielt und ihre drei Punkte ausschließlich gegen stärkere Gegnerschaft geholt. Hätte sie mich geschlagen, wäre sie auch für den Ratingpreis in Frage gekommen. Aber diesmal war ich einigermaßen auf der Höhe, auch wenn ich viel schneller hätte gewinnen können.
Letztlich blieb nicht mehr als eine Bestätigung meines momentan nicht sehr hohen Niveaus. Von den beiden anderen Göttingern dürfte Alexander Wilting mit vier Punkten im A-Turnier gegen starke Gegnerschaft insgesamt sehr zufrieden gewesen sein, während Daniel Zell wohl besser mal im A-Turnier gestartet wäre als im B-Turnier knapp an den Preisen vorbei zu schrammen. Auch mein Fahrer Harry Wüstehube vom Kasseler SK dürfte auf mehr als nur vier Punkte im B-Turnier gehofft haben.
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